Nachruf Fe Reichelt

Fe Reichelt, eine der wichtigsten Pionierinnen der Tanztherapie in Deutschland, ist von uns gegangen.

1925  in Peking geboren und in China aufgewachsen, war sie Meisterschülerin und Pädagogin bei Mary Wigman, sodass sie die Ursprünge der Tanztherapie im Ausdruckstanz und ihren Tanzerfahrungen in sich trug.

Fe hat ihr Leben dem Tanz und der Erforschung der menschlichen Bewegung in vielfältiger Weise gewidmet. Dabei ging es ihr darum, welche Auswirkungen Tanz und Bewegung auf die menschliche Seele haben. Fes besonderer Ansatz war, dass sie Atem, Ausdruckstanz und Therapie zusammengebracht hat. Sie hat viele Menschen berührt , beeinflusst und inspiriert. Es waren ihre Bücher, ihre Vorträge, ihre Tanzaufführungen, aber vor allem sie selbst in ihren Da-Sein.

In Fes sehr bewegtem Leben hat sie vieles und viele bewegt und tat es bis zum Schluss. Ihr Leben stand im Zeichen der Wandlung.

Ihr Leben war geprägt von fast unerschöpflicher kreativer Energie, mit Willenskraft und Elan. So gründete Sie die Tanz- und Theaterwerkstatt in Frankfurt, dann die Fortbildung für Tanztherapie und die Ausbildung für Ausdruckstanz. Sie studierte Heil- und Sonderpädagogik und war im Jahr 1991 Mitbegründerin vom   Frankfurter Institut für Tanztherapie FITT e.V. sowie Gründungsmitglied des BTD. Mit über 70 Jahren ist sie nach Berlin aufgebrochen und gründete dort die Tanztherapiefortbildung, kreierte Tanztheaterstücke und eigene Choreografien. Dem Frankfurter Institut für Tanztherapie war Fe stets aktiv verbunden.

Ihre Bücher geben einen Einblick in ihrem Schaffen. Ihr Motto: „Unbewusstes bewusst machen“; „Fehler zuzulassen, um daraus zu lernen und sich dabei auf die eigene Intuition (Gefühl) verlassen“.

So hat sie auch gelebt.

Der Atem war ein wesentliches Element in ihrer Erforschung der Gesetzmäßigkeiten des Körpers und Atems auf dem Hintergrund chinesischer Atem- und Heilmethoden. Dieser ist, in Verbindung mit den ganz persönlichen Erlebnissen eines jeden Individuums, eine unendliche Quelle und Ausdruck der menschlichen Lebensenergie. Durch das Spüren und Ertasten wurden nicht nur bei ihr innere Prozesse in Einklang mit den Gesetzmäßigkeiten des Körpers und des Atems gebracht. Dieser ganzheitliche Ansatz ist eine Kostbarkeit und ein großer Reichtum für die Tanztherapie, der durch viele, die mit Fe in Berührung gekommen sind, weiter in die Zukunft getragen wird.

In ihrem Tanz „Traumseelenwandlung“, den Fe im Alter von 85 Jahren in Berlin zeigte, wirkte dieser wie ein Rückblick auf Lichtblicke und freudige Phasen ihres Lebens, aber auch auf Leidensphasen. Er war eine Auseinandersetzung mit dem Altwerden, dem körperlichen Verwelken, dem Vergehen, aber er zeigte auch das Vertrauen in die Ur-Lebenskraft, den „inneren Saft“, der weiter pulsiert. Es ist ein berührender Tanz, der einen Bezug herstellt zwischen dem Individuum und den Naturgesetzen von Aufblühen und Vergehen, von Leben und Tod, wie im I Ging, dem chinesischen Buch der Wandlungen, das Fe in ihrem Lebensweg begleitete und hervorhob (Erika Sander).

Wir sind dankbar für die ernsten und die freudigen Momente, die wir miteinander über die Jahre geteilt haben.

Wir werden Fe sehr vermissen.